FDP Stadtlohn

Langfristiges und nachhaltiges Wasserkonzept


Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel.

Ein sparsamer und sinnvoller Umgang mit Wasser ist das oberste Gebot.


Die Versorgung mit Trinkwasser ist für uns in Stadtlohn immer eine Selbstverständlichkeit gewesen, über eventuelle Knappheiten hat man sich keine bzw. fast keine Sorgen gemacht. In den 70er und 80er Jahren gab es allerdings schon Phasen, in denen Wasserknappheit aktuell war. Mit der Gründung der SVS und einem Liefervertrag mit Borken konnten diese Versorgungsengpässe jedoch erfolgreich behoben werden.

In den letzten Jahren kommt dieses Thema in unseren Alltag zurück. Das „Problem Wassermangel in  Stadtlohn“ wird nicht durch einen Mehrverbrauch ausgelöst, sondern durch eine geringere Neubildung von Trinkwasser in unserem Speichergestein. Dieses Speichergestein, ein sogenannter Kluftspeicher, ist in Stadtlohn in Form eines klüftigen Karbonatgesteins (Kalkgestein) gegeben. 

Solche Kluftspeicher haben gegenüber den Porenspeichern (Sandformationen wie z.B. die Halterner Sande beim Stausee in Haltern und den Brunnen in Gescher und Borken) den Nachteil, dass sie sich langsamer füllen: die Neubildung von Trinkwasser dauert länger. 

Nun kommt noch erschwerend hinzu, dass die Flächen bzw. die Gesteinsmächtigkeiten unseres Speichers nur begrenzt vorhanden sind. In normalen, regenreichen, Jahren reicht dieses Speicherpaket aber aus, um uns zusammen mit dem Wasser aus Borken und Gescher gesichert mit den benötigten Mengen an Trinkwasser zu versorgen.

Wenn die erforderlichen Regenmengen ausbleiben, wird es relativ schnell eng mit unserem Wasser. Verschärfend kommt hinzu, dass in diesen trockeneren und besonders warmen Perioden der Verbrauch an Trinkwasser u.a. durch die Bewässerung in privaten Gärten und für Pools in unseren Gärten zunimmt. 

Die aktuell von der SVS eingeleiteten bzw. abgeschlossenen Maßnahmen einer Entlastungsbohrung in Hundewick und des Neubaus eines zusätzlichen Speicherbeckens dienen jedoch ausdrücklich nicht der Mehrgewinnung von Wasser. Sie dienen dazu, die anderen Brunnen zu entlasten und Bedarfsspitzen abzufedern. Der bereits in Angriff genommene Bau einer zweiten Leitung von Borken nach Südlohn ist ebenfalls nicht dazu gedacht, mehr Wasser zu fördern. Es ist eine Absicherung der alten Leitung, um bei einem Ausfall die Versorgung aufrecht zu erhalten. Die neue Leitung hat jedoch das Potential, mehr Wasser fördern zu können.

Was gibt es nun zu tun, um hier für die nächsten Generationen eine abgesicherte Versorgung mit hochwertigem Trinkwasser zu erreichen?

Man kann pokern und annehmen, dass die Regenmengen nur kurzfristig gering waren und es in den kommenden Jahren wieder ausreichend regnen wird. Wenn man dieses Pokerspiel nicht mag und man davon ausgeht, dass die Regenmengen tendenziell eher geringer werden, dann muss man sich etwas einfallen lassen. Unter der Annahme einer geringeren Regenmenge sollte man in seinen Betrachtungen vorsehen, dass auch von Borken die lieferbaren Mengen ebenfalls geringer ausfallen werden. Vertrag hin, Vertrag her: wenn auch deren Grundwasserneubildung schwächelt, werden sich deren lieferbare Mengen verringern.

Aus unserer Sicht müssen wir für das Versorgungsgebiet der SVS ein langfristiges und nachhaltiges Konzept für die Versorgung mit Trinkwasser erarbeiten!

Ein solches Konzept liegt bisher nicht vor, der Blick in die Zukunft geht momentan noch nicht einmal bis fünf Jahre voraus! Es reicht mit Sicherheit nicht aus, die Menschen nur zum Sparen zu ermahnen und diejenigen zu kriminalisieren, die „illegal“ ihren Rasen sprengen und für ihre Kinder die Pools füllen.

Unsere Region des münsterländischen Beckens ist ja nicht Wasserarm!

Wir müssen nur Wege finden, das richtige Wasser zur richtigen Zeit zur Verfügung zu stellen. Und „richtiges Wasser“ heißt automatisch nicht nur Trinkwasser. Nur weil wir heute das höchstwertige Trinkwasser für alles Möglich einsetzen (Bewässern, Toilettenspülung, Reinigungsarbeiten, Tierhaltung etc.), muss das ja nicht so bleiben.

Dieses Thema ist aber, wenn man es in seiner Gesamtheit betrachtet, sehr komplex und hat zahlreiche Möglichkeiten und Varianten. An dieser Stelle können und wollen wir nur einige Ansatzpunkte nennen und Denkanreize geben. Natürlich kann, soll und muss das in einer engen Zusammenarbeit zwischen der SVS, externen Fachleuten und den beteiligten Städten und Gemeinden erarbeitet werden.

Hier muss dann auch der moderne Ansatz der Nachhaltigkeit im Umgang mit natürlichen Ressourcen zum Ansatz kommen. Unsere junge Generation fordert zu Recht, den Verbrauch natürlicher Ressourcen auf das absolute Minimum zu reduzieren. Um das zu erreichen, muss das einmal aus dem Boden entnommene Wasser möglichst effektiv wieder in den Wasserkreislauf zurückgeführt werden, es wird recycelt und wiederverwendet. Das schont die natürlichen Ressourcen. Wenn darüber hinaus unsere Häuser einem dualen Versorgungsnetz angeschlossen werden (Trinkwasser und Brauchwasser), kriegen wir das mit der sicheren Wasserversorgung für Generationen gut hin!

Duales Versorgungssystem

Neubaugebiete werden mit zwei Wassersystemen versorgt. Trinkwasser und Brauchwasser. Trinkwasser wird in üblicher Qualität geliefert. Brauchwasser kommt z.B. aus Regenrückhaltungen (private Regentanks und kommunale Regenrückhaltungen), minderwertigeren Wasserquellen im Versorgungsgebiet, aufbereitetem Abwasser. Das Brauchwasser wird im Garten und für z.B. Toilettenspülungen verwendet.

Bei der Tierhaltung und der industriellen Nutzung werden die Verbraucher finanziell unterstützt, wenn sie eigenes Brunnenwasser aufbereiten und verwenden, statt höchstwertigem Trinkwasser. Das schont die Trinkwasserressourcen.

Versickerung des Abwassers der Kläranlagen

Die gereinigten Wassermengen aus den Kläranlagen werden momentan über die Berkel in die Nordsee abgeleitet. Man kann sich auch vorstellen, Teilmengen dieses Wassers in den Bereichen der Trinkwassergewinnung zu versickern, um somit die Trinkwasserneubildung zu unterstützen. Das erhöht die Trinkwasserressourcen.

Versickerung von Niederschlagswasser

Das bisher über Kanäle und Grabensysteme abgeleitete Niederschlagswasser, Oberflächenwasser und Drainagewasser der Landwirtschaft kann gezielt erfasst und im Bereich der Trinkwassergewinnung versickert werden. Das erhöht die Trinkwasserressourcen.

Zurückgewinnung von Wasserrechten

Im Vredener Umfeld, speziell in Dömern, gibt es sehr reichhaltige Grundwasserspeicher, die aktuell von der Salzgewinnung in Alstätte/Epe genutzt werden. Diese Nutzung wurde exklusiv der Salzgewinnung zugesprochen. Damit wird für die Vredener Bevölkerung kein Wasser mehr in Vreden gefördert, sondern muss über die Wasserförderung in Stadtlohn und Wasserlieferung der SVS abgesichert werden. Wie in jedem industriellen Umfeld, kann mit modernen Methoden der Einsatz von Ressourcen optimiert werden. Mit Sicherheit kann das auch bei der Salzgewinnung und dem Soletransport geschehen. Diese Betriebe kommen auch mit 5- 10 % weniger Wasser aus! In diesem Fall kann die SGW (Salzgewinnung Westfalen) kleine Mengen ihres Wasserrechte an die SVS abtreten. Das Wasser kann dann für die Trinkwasser- oder die Brauchwasserversorgung eingesetzt werden. Das erhöht unsere Trinkwasserressourcen.

Hierfür ist jedoch ein eindeutiger politischer Wille notwendig und dieser ist dann an höherer Stelle durchzusetzen!

Versorgungsverbund

Zur Absicherung der Versorgungssicherheit müssen langfristige Lieferverträge mit mehreren Partnern abgeschlossen werden. Mit jedem dieser Partner muss eine separate Einspeiseleitung aufgebaut werden. Nur ein starker Partner aus Borken wird da nicht reichen. Das Netzwerk muss bis in weitere Regionen reichen, in denen die Trinkwasserneubildung unkritischer (als bei uns) ist. Dabei dürfen wir auch den Blick über die Grenze nicht scheuen, die Niederlande haben gutes Wasser und könnten als Teil einer Verbundpartnerschaft gesehen werden.

Unabhängigkeit und Sicherheit durch unterschiedliche Partnerschaften sicherstellen

Wir haben zwei (drei) Grundoptionen. Einerseits können wir mehr höchstwertiges Wasser „besorgen“. Andererseits können wir nicht unerhebliche Teile unseres Wasserverbrauches durch die Nutzung von Brauchwasser ersetzen. Für beide Optionen gibt es zahlreiche Ansätze. Die dritte Option „abwarten und Tee trinken“ kann man auch machen, sollte man aber besser nicht.

Am Ende wird es wahrscheinlich auf eine Mischung aus beiden Optionen hinauslaufen. Die Beschaffung und Verteilung von Wasser (Trinkwasser und Brauchwasser) wird zukünftig aufwändiger werden, sie ist aber lösbar!


Unser Ziel ist es, dass mit einem unterstützenden Blick von außen (externe Fachexpertise) ein langfristiges und nachhaltiges Konzept für unsere Wasserversorgung entwickelt wird. Die beiden Interessengruppen Bevölkerung (vertreten durch die Stadtverwaltungen und die Politik) und SVS müssen gemeinsam ein solches Konzept erarbeiten! Auf der einen Seite müssen Wege zur Schonung unserer Wasserressourcen aufgezeigt werden. Auf der anderen Seite müssen Wege zur Erhöhung unserer Wasserressourcen erarbeitet werden.